Bye Bye „Bewerbungsverhör“: Bewerbungsgespräche der Zukunft
Fachkräftemangel und Bewerbermarkt. Der Arbeitsmarkt verändert sich. Damit auch der Bewerbungsprozess und das Bewerbungsgespräch. Warum regelrechte Bewerbungsverhöre ausgedient haben und wie Bewerbungsgespräche der Zukunft aussehen, beschreiben wir in diesem Beitrag.
Typische Klassiker-Bewerbungsfragen
Mir ist warm. Meine Hände schwitzen. Ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her. Versuche, es mir bequem zu machen. Aber es funktioniert nicht so richtig. Es liegt nämlich nicht nur an dem mäßig bequemen Sessel, auf dem ich sitze. Nein, die ganze Situation ist unbequem. Mir sitzen vier fremde Gesichter gegenüber, die mich mustern und mir die unangenehmsten Fragen stellen.
- Warum sind Sie die beste Wahl für diesen Job?
- Was sind Ihre größten Schwächen?
- Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
- Erklären Sie diese Lücke im Lebenslauf!
Diese Fragen sollte ich dabei möglichst souverän und gut beantworten. Es geht schließlich um meine Zukunft.
Hier findest du weitere typische Fragen im Bewerbungsgespräch speziell für Berufseinsteiger:innen:
Typische Fragen im Bewerbungsgespräch für Berufseinsteiger:innen
Sind wir ehrlich, viele Bewerbungsgespräche laufen so oder so ähnlich ab und fühlen sich so oder so ähnlich an – mehr wie ein Verhör als ein Gespräch. Das muss aber nicht sein und ist – zum Glück – auch immer weniger der Fall.
Vom Bewerbungsverhör zum Bewerbungsgespräch auf Augenhöhe
In Zeiten des sogenannten Fachkräftemangels, in denen Unternehmen verzweifelt nach qualifiziertem Personal suchen, entwickelt sich der Arbeitsmarkt weg vom Arbeitgebermarkt hin zum Bewerbermarkt. Arbeitgeber:innen müssen sich immer mehr um Arbeitnehmer:innen bemühen und nicht umgekehrt. Da passt das Bewerbungsverhör gar nicht dazu. Und deshalb entwickelt es sich auch hin zu einem tatsächlichen Gespräch auf Augenhöhe.
Denn es wird immer wichtiger, Bewerber:innen vom Unternehmen und dem Job zu überzeugen und ihn dafür zu gewinnen.
Immerhin können sich qualifizierte Fachkräfte auch für eine*n anderen Arbeitgeber:in entscheiden. Nichtsdestotrotz wollen Arbeitgeber:innen im Gespräch herausfinden, ob die jeweilige Person zum Unternehmen passt und für die ausgeschriebene Stelle geeignet ist. Das ändert sich nicht. Deswegen werden so manch unangenehme Fragen wohl auch in Zukunft noch gestellt werden.
Welche Fragen sollte ich in einem Bewerbungsgespräch beantworten können?
Die Ziele eines Bewerbungsgesprächs haben wir bereits beschrieben. Nun stellt sich die Frage, wie diese erreicht werden können. Ein gutes BewerbungsGESPRÄCH beinhaltet mehrere Elemente wie folgt:
1. Sanfte Begrüßung mit Small Talk
Das sollte selbstverständlich sein, aber wir möchten es dennoch erwähnen. Ein Gespräch beginnt immer mit einer Begrüßung und vielleicht auch einem „Danke für die Einladung“ beziehungsweise einem „Danke fürs Kommen“.
Mit etwas Small Talk wird anschließend die Atmosphäre lockerer und Bewerber:innen haben die Möglichkeit anzukommen. Dafür kann es sein, dass dir als Kandidat*in auch private Fragen gestellt werden - sogenannte Eisbrecherfragen. Doch wichtig! Fragen zu Familienplanung, Parteizugehörigkeit, sexueller Orientierung und Beziehungsstatus o.Ä., das ist im Antidiskriminierungsgesetz verankert, sind tabu.
Zum Blogbeitrag
(Un-)passende Fragen für dein überzeugendes Bewerbungsgespräch
2. Näheres Kennenlernen durch Erzählungen und Fragen
Anschließend wollen Arbeitgeber:innen natürlich in Erfahrung bringen, ob der*die Bewerber:in für den Job geeignet ist und in’s Unternehmen passt.
Dafür können sie auffordern, frei von sich zu erzählen oder auch bestimmte Fragen stellen:
- Warum haben Sie sich bei uns beworben?
- Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
- Was erwarten Sie sich von diesem Job?
- Wie sieht für Sie der perfekte Job aus?
Auf solche Fragen sollten Bewerber:innen sich vorbereiten! Dafür sollten sie sich ehrlich und gründlich Gedanken machen, was sie sich vom Job erwarten, was die Ziele sind und wieso man glaubt, sie mit dieser Stelle in diesem Unternehmen erreichen zu können.
3. Vorstellung des Unternehmens
Wie bereits beschrieben, müssen sich Arbeitgeber:innen immer mehr um die Bewerber:innen bemühen. Deswegen beinhaltet das Bewerbungsgespräch der Zukunft auch eine kurze Vorstellung seitens der Arbeitgeber:innen. Das ist natürlich möglichst ansprechend, aber dennoch ehrlich und authentisch gestaltet.
4. Alle Unklarheiten beseitigt?
Gegen Ende des Bewerbungsgesprächs wird meist noch einmal nachgefragt, ob es noch offene Fragen gibt.
Hier können Bewerber:innen noch einmal ein paar Pluspunkte sammeln. Sie können zeigen, dass sie sich gut informiert und im Gespräch zugehört haben. Außerdem zeigt es von Interesse. Was wirklich gute Fragen sind hängt dabei natürlich von der offenen Stelle, dem Unternehmen und dem*der Bewerber:in ab. Deswegen sind die folgenden Beispiele lediglich als Inspiration gedacht:
- Wie sind die Karrieremöglichkeit von dieser Position aus?
- Welche Entwicklungs- und/oder Ausbildungsmöglichkeiten bietet Ihr Unternehmen?
- Welche Benefits bietet Ihr Unternehmen zur Förderung der Work Life Balance?
- Welche Herausforderungen erwarten mich in dieser Position?
- Wurde die Stelle neu geschaffen?
- Wie war die Stelle bisher besetzt und gab es viel Fluktuation?
- Wie werden meine Erfolge gemessen?
- Wie beschreiben Sie die Feedbackkultur in Ihrem Unternehmen?
- Besteht die Möglichkeit, mir den Betrieb näher anzusehen?
5. Abschluss
Ist jetzt noch etwas offen, beispielsweise der weitere Verlauf im Bewerbungsprozess, sollte es an dieser Stelle geklärt werden. Beendet wird das Bewerbungsgespräch mit einem Dank für die Zeit, die Einladung oder das Kommen und auch für das angenehme Gespräch und einer Verabschiedung.
UNSER FAZIT FÜR DICH
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich vom Arbeitgebermarkt weg zum Bewerbermarkt und damit verändert sich auch der Bewerbungsprozess und das Bewerbungsgespräch. Regelrechte Verhöre, in denen Kandidat*innen mit unangenehmen Fragen gelöchert werden, neigen sich – zum Glück – dem Ende zu.
Arbeitgeber:innen müssen sich immer mehr auch selbst präsentieren und Bewerber:innen von sich überzeugen. Dennoch wollen sie natürlich auch sichergehen, dass Kandidat*innen für den Job geeignet und motiviert sind sowie in’s Unternehmen passen. Deswegen macht die ein oder andere Frage Sinn, auch wenn eine gute Antwort darauf eine Herausforderung darstellt. Doch in einem Gespräch auf Augenhöhe muss man sich davon nicht verunsichern lassen.